Als erste Hochschule in Deutschland hat die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ein “Handlungskonzept gegen (extrem) rechte Einflussnahme” entwickelt und startet mit Beginn des Wintersemesters eine Monitoringstelle, um aktiv gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung vorzugehen. Diese Stelle dokumentiert anonymisiert Vorfälle von Homo-, Queer- und Transfeindlichkeit sowie rechtsextreme, rassistische, sexistische, antisemitische und andere diskriminierende Handlungen im Hochschulkontext und veröffentlicht jährlich Berichte, um gezielte Präventivmaßnahmen zu entwickeln. “Wir fühlen uns besonders verantwortlich für unsere Studierenden und Beschäftigten, die hiervon betroffen sind”, betont Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande. Die Monitoringstelle klärt zudem über gesellschaftspolitische Zusammenhänge auf, bietet Fortbildungen an und unterstützt Betroffene durch Vermittlung an Beratungsstellen wie “Opferperspektive Brandenburg”.
Die BTU Cottbus-Senftenberg teilte dazu mit:
Als bundesweit erste Hochschule hat die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ein „Handlungskonzept gegen (extrem) rechte Einflussnahme“ entwickelt und in diesem Zusammenhang eine Monitoringstelle eingerichtet. Diese geht nun mit Beginn des Wintersemesters an den Start.
Die BTU Cottbus-Senftenberg positioniert sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. Sie ist dabei vielschichtig unterwegs, macht sich gemeinsam mit Partnern in der Stadt und Region stark für Weltoffenheit, Toleranz und die Förderung einer demokratischen Kultur.
Grundlage: Handlungskonzept gegen rechts
Um den Universitätsbetrieb vor der Einflussnahme antidemokratischer und extrem rechter Kräfte zu schützen, hat die BTU Ende 2022 das erste „Handlungskonzept gegen (extrem) rechte Einflussnahme“ an einer deutschen Hochschule verabschiedet und darüber hinaus konkrete didaktische Handlungsoptionen zum Umgang mit (extrem) rechten und diskriminierenden Erscheinungsformen für die Hochschullehre erstellt. Jetzt eröffnet sie eine Monitoringstelle für Vorfälle von Diskriminierung und rechter Gewalt, die als Maßnahme ebenfalls aus dem „Handlungskonzept gegen rechts“ hervorgegangen ist.
„Wir an der BTU mit mehr als 40 Prozent internationalen Studierenden und Promovierenden sind aufgrund der politischen Gesamtsituation sensibilisiert und reagieren auf Vorfälle, die wir als extrem rechte Einflussnahme bezeichnen. Das ist kein Cottbus-spezifisches Problem, denn solche Vorfälle ereignen sich aufgrund der politischen Rechtsverschiebung vielerorts“, erklärt Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande. „Angesichts dieser gesellschaftlichen Entwicklung fühlen wir uns besonders verantwortlich für unsere Studierenden und Beschäftigten, die hiervon betroffen sind. Alle sollen gleiche Chancen für ihren Bildungserfolg haben, alle sollen sich sicher und willkommen fühlen und im Zweifelsfall Ansprechpersonen und Beratung finden.“
Zielsetzung und Arbeitsweise
Die neue Monitoringstelle dokumentiert all jene Vorfälle extrem rechter Einflussnahme und Diskriminierung im Hochschulkontext, die ihr gemeldet werden – seien es Homo-, Queer- und Transfeindlichkeit oder rechtsextreme, rassistische, sexistische, antisemitische und andere Diskriminierungsformen. Sie verarbeitet die Daten in anonymisierter Form und bereitet diese statistisch auf. Einmal im Jahr wird die Monitoringstelle Berichte über die Vorkommnisse veröffentlichen. „Die Auswertung der Vorfälle ermöglicht es uns, Situationsverläufe und mögliche Gefahren genauer zu analysieren und Präventivmaßnahmen passgenau zu entwickeln“, erläutert Heike Radvan, die als Professorin für Rechtsextremismusprävention an der BTU Cottbus-Senftenberg gemeinsam mit ihrem Team das Konzept für die Monitoringstelle und das Handlungskonzept maßgeblich entwickelt hat.
Die Monitoringstelle klärt zudem über gesellschaftspolitische und ideologische Zusammenhänge auf. „Denn“, so Heike Radvan, „Fortbildungen erhöhen die Sensibilität im Umgang mit dem Problem innerhalb der Universität und sie stärken die Handlungsfähigkeit von Mitarbeiter*innen und Studierenden. Sehr gute Erfahrungen haben wir hier z.B. mit kollegialer Fallarbeit gemacht.“ Und nicht zuletzt unterstützt die Monitoringstelle Betroffene unter anderem durch eine Verweisberatung an den Verein „Opferperspektive Brandenburg“. „Durch eine passgenaue Vermittlung an unsere Partner erhalten Personen, die Rechtsextremismus und Diskriminierung erfahren haben, eine niedrigschwellige und fachliche Beratung und nachhaltige Unterstützung erklärt Rechtsextremismusexpertin Radvan.
Monitoringstelle: Prävention und Wissensgenerator
Das Präsidium der BTU Cottbus-Senftenberg hatte die Einrichtung einer Monitoringstelle beschlossen, um die hochschuleigenen Strukturen zur Prävention von Diskriminierung weiter auszubauen und entsprechendes Wissen zu generieren. Die Stelle ist deshalb an die Forschungsstelle (sozial)pädagogische und zivilgesellschaftliche Gegenstrategien im Umgang mit Rechtsextremismus (FUR) der Fakultät Humanwissenschaften angegliedert. Die Verankerung in der Forschungsstelle gewährleistet die fachliche Kompetenz und Expertise, gleichzeitig den bestmöglichen Schutz der erhobenen Daten.
Verantwortung und Vorreiterrolle
„Mit dem Handlungskonzept und der Monitoringstelle übernehmen wir einmal mehr Verantwortung für die universitäre Gemeinschaft und die Stadtgesellschaft. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels und des Strukturwandels in der Region sehenwir demokratische Alltagskultur als eine der wichtigen Faktoren, um unseren Standort weiter zu entwickeln, Innovation und Forschung zu ermöglichen und weltoffen zu bleiben. Und wir übernehmen eine Vorreiterrolle: Denn mehrere Hochschulen – übrigens nicht nur in Ostdeutschland – entwickeln derzeit vergleichbare Konzepte. Wir beraten sie hierbei. Unsere Erfahrungen werden dankbar aufgenommen“, sagt BTU-Präsidentin Grande.
Auch die Studierenden begrüßen die Einrichtung der Monitoringstelle: „Gerade Cottbus hat ein tolerantes und weltoffenes Bildungs-Bollwerk von Nöten, einen Safe-Space zum Beispiel für unsere internationalen Mitstudierenden, von denen manche bereits persönliche Erfahrungen mit Alltagsrassismus machen mussten. Es ist ein starkes Zeichen, dass wir uns als Uni mit der Monitoringstelle aktiv gegen Diskriminierungen jeglicher Art entgegenstellen! Darüber hinaus bietet die Monitoringstelle auch die Möglichkeit anonym Awareness zu schaffen. Es kann immer vorkommen, dass von Lehrseite aus – auch unbewusst – unsensibel oder unreflektierte Aussagen getroffen werden, die als diskriminierend aufgefasst werden könnten. Die Wenigsten trauen sich, dies der Professorin oder dem Professor direkt zurück zu spiegeln.“
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Red. / Presseinformation