Am vergangenen Freitag wurde die Geschäftsstelle der Gesundheitskoordination „Naëmi+“ in Gubin feierlich eingeweiht. Damit soll ein wichtiger Schritt zur Umsetzung einer grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung gemacht werden, die polnischen und deutschen Patientinnen und Patienten gleichermaßen zugutekommt. Wie das Gubener Krankenhaus mitteilte, ist außerdem Ziel des Projektes, den Fachkräftemangel auf beiden Seiten der Neiße zu bekämpfen und den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen ohne bürokratische Hürden zu erleichtern. Langfristig soll eine rechtliche Grundlage für eine gemeinsame Gesundheitsversorgung geschaffen werden. Finanziell wird das Vorhaben mit rund 900.000 Euro durch das INTERREG-VIA-Programm der EU unterstützt.
Das Naemi-Wilke-Stift Guben teilte dazu mit:
Bis zum Ziel ist es ein langer Weg, doch am vergangenen Freitag ist mit der Eröffnung der Geschäftsstelle der Gesundheitskoordination „Naëmi+“ in Gubin ein wichtiger Schritt erfolgt. Ziel ist es, in diesem Zentrum polnischen und deutschen Patientinnen und Patienten gleichermaßen den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen beiderseits der Neiße zu ermöglichen. Mit dem grenzüberschreitenden Gesundheitszentrum in Gubin soll dem Facharztmangel auf beiden Seiten der Neiße begegnet werden.
Die Zustimmung ist groß. Hier einige Zitate:
Gubins Bürgermeister Zbigniew Bołoczko: Wir schauen jetzt nicht mehr mit dem Gedanken über den Fluss, dass grenzüberschreitende Versorgung unmöglich ist. Jetzt füllt sich der Raum des alten Krankenhauses wieder mit Leben.“
Fred Mahro, Bürgermeister der Stadt Guben: „Die Sonne und das Hochwasser kennen keine Grenzen. So sollte es auch mit der Gesundheit sein. Ob und wie die grenzüberschreitende gesundheitliche Versorgung gelingt, ist der Maßstab für die Kommunalpolitik Es ist ein Luxus, dass sich jetzt sogar zwei Bürgermeister darum kümmern.“
Stanisław Bojkowski, Direktor des Zentrums Grunwald: „Es ist eine große Ehre, ein großes Vorhaben. Ich bin stolz, aus der Ruine ein gemeinsames Zentrum zu machen.“
Dr. Thomas Götz, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg: „Es ist ein herausragender neuer Schritt in der gesundheitlichen Versorgung mit großer politischer Dimension.“
Ryszard Zakrzewski, Landrat des Kreises Krosno: „Ich habe die Hoffnung, dass dieses Projekt beiden Seiten gut dienen wird.“
Izabela Pantkowska, Euroregion Spree-Neiße-Bober: Dieses Gesundheitszentrum soll als ein Modell für alle dienen.“
Die Geschäftsstelle ist ab Oktober jeweils dienstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet, oder jederzeit per Mail erreichbar unter: [email protected]. Zu finden ist die Geschäftsstelle in der Praxisgemeinschaft Grunwald, Śląska 35B in Gubin – dort, wo ehemals das Krankenhaus von Gubin war. Die Beratung ist kostenfrei.
„Wir informieren und beraten Patientinnen und Patienten über die bereits bestehenden Möglichkeiten der medizinischen Behandlungen auf beiden Seiten der Neiße“, erklärt Gesundheitskoordinatorin Agnieszka Jacob. Das medizinische Angebot soll langsam und bedarfsorientiert wachsen, das Potential der Fachärzte auf beiden Seiten genutzt werden. Dazu äußert sich auch Andreas Mogwitz, Geschäftsführer des Naëmi-Wilke-Stifts Guben: „Wir wollen letztlich ein Medizinisches Versorgungszentrum schaffen, das nach deutschen und polnischen Bedingungen arbeitet und ein breites Angebot für beide Seiten, ein gemeinsames Versorgungsgebiet, schafft. Es soll keinen Unterschied mehr geben zwischen dem polnischen und dem deutschen Arzttresen.“
Langfristig gesehen soll es möglich sein, dass jeder – ob in Deutschland oder Polen versichert – nach Vorlage der Krankenversicherungskarte ohne bürokratischen Aufwand behandelt werden kann. Da es in beiden Ländern unterschiedliche Abrechnungssysteme gibt, muss eine rechtliche Grundlage für das Zentrum geschaffen werden. Dies ist eine Arbeit, mit der sich eine Expertengruppe bestehend aus Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, des polnischen Gesundheitsfonds NFZ, Vertretern der Woiwodschaft, der Euroregion, aus Anwälten sowie Experten der Krankenkassen DAK und AOK beschäftigt. Sie wollen mit den Städten Guben und Gubin die vertraglichen Voraussetzungen zur Gründung des internationalen Gesundheitszentrums erarbeiten.
Das Naëmi-Wilke-Stift Guben hat Ende 2023 den Zuschlag für die Durchführung des grenzüberschreitenden Projektes erhalten, da es mit dem Internationalen Patientenbüro, das seit 2021 im Naëmi-Wilke-Stift besteht, bereits über große Erfahrung in der Beratung ausländischer Patienten verfügt. Finanziell wird das Projekt im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG VIA Brandenburg – Polska 2021 – 2027 mit rund 900.000 Euro von der Europäischen Union unterstützt.
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Red. / Presseinformation
Bild: Naemi-Wilke-Stift