Ein neues Medizin-Radar, das Vitalparameter wie Herz- und Atemfrequenz kontaktlos und ohne EKG-Kabel misst, wird derzeit in einer klinischen Prüfung an der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem getestet. Wie das Krankenhaus mitteilte, wird das unter dem Patientenbett installierte Gerät derzeit auf seine Zuverlässigkeit untersucht, auch in der Erkennung von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern. Entwickelt im Rahmen des Innovationscampus Elektronik und Mikrosensorik Cottbus in Kooperation mit der BTU Cottbus-Senftenberg, wurde das Medizin-Radar heute im Beisein von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger auf dem Campus vorgestellt.
Die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem teilte dazu mit:
Hochauflösend und kontaktlos ist das Medizin-Radar, was in Zukunft wichtige Vitalparameter ohne störende EKG-Kabel erfassen kann. Derzeit wird im medizinischen Umfeld der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL – CT) und der dortigen Forschungseinrichtung der Thiem-Research GmbH (TRS) im Rahmen einer klinischen Prüfung untersucht, wie zuverlässig das Medizin-Radar die gängigen Vitalparameter misst. Hierbei ist das technische Gerät unter einem Patientenbett angebracht und misst kontaktlos wichtige Parameter wie die Herzfrequenz, die Atemfrequenz und das Inter-Beat-Intervall.
Am 12. August wurde das Medizin-Radar nun an der BTU Cottbus-Senftenberg im Beisein der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, präsentiert.
Dr. Steffen Ortmann, Leiter der TRS und stellvertretender Vorstand Digitalisierung an der MUL – CT, weiß um die große Bedeutung des Projekts für die eigene Forschungseinrichtung und das Uniklinikum: „Die moderne Medizin ist bereits heute stark von der technologischen Entwicklung geprägt – für uns ein wesentlicher Innovationstreiber in unserem Forschungsschwerpunkt zur Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Das Projekt zeigt seit bereits 3 Jahren, wie wir gemeinsam die Stärken der BTU-CS und der außeruniversitären Forschungsreinrichtungen in der Lausitz für die Weiterentwicklung der Medizin nutzen, insbesondere in den Schwerpunkten der Sensorik, Mikroelektronik und künstlicher Intelligenz.“
Der wissenschaftliche Projektleiter Robert Holzschuh von der TRS freut sich über das breite Interesse an seinem Forschungsprojekt zur Medizintechnik. „Natürlich ist es schön, dass solche Forschungsprojekte nicht nur im Labor, sondern auch wirklich im realen Umfeld funktionieren und so in Zukunft womöglich den klinischen Alltag erleichtern können. Umso mehr erfreut es mich, dass die Bundesministerin solch ein Interesse zeigte und wir Ihr das Medizin-Radar präsentieren konnten.“
In einer ersten Phase der klinischen Prüfung wurde ausgewertet, wie die Messwerte mit dem Referenz-EKG übereinstimmen. In der zweiten Phase wird nun auf der Station M1/3 unter klinischer Leitung von Dr. Große Meininghaus untersucht, ob auch Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Extrasystolen an Patientinnen und Patienten kontaktlos gemessen werden können. Die aktuellen Ergebnisse dazu sehen bereits sehr vielversprechend aus, heißt es aus der TRS. Die aktuelle klinische Prüfung läuft noch bis Ende des Jahres.
Hintergrund
Das Medizin-Radar ist ein Gemeinschaftsprojekt im Rahmen der Forschungskooperation Innovationscampus Elektronik und Mikrosensorik Cottbus (iCampus) mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik Frankfurt (Oder), dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration Berlin-Mitte und dem Ferdinand-Braun-Institut / Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik Berlin-Adlershof. Ermöglicht wurde die technische Entwicklung durch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg und deren Forschungskooperationen.
Bei der Forschungskooperation iCampus geht es vordergründig um den künftigen Einsatz von Mikrosensoren für die Digitalisierung. Unterschiedliche sensorische Systeme werden Märkte wie Industrieautomation, Medizintechnik und Telekommunikation mehr denn je bedienen. Sie erzielen ihre Wirkung durchgängig durch eine Kombination von mikroelektronischen, sensorischen Komponenten mit Methoden der künstlichen Intelligenz zur Signalauswertung. Konkret geht es um die vorausschauende Wartung von Industrieanlagen, die kontaktlose Erfassung von Vitalparametern und Hochfrequenzsysteme zur Vernetzung von Messstellen im ländlichen Raum.