Am morgigen Dienstag feiert ein junges Ehepaar aus Sielow den ersten Jahrestag ihrer aufregenden Weltreise mit dem Fahrrad. Anni und Justin haben kurz vor diesem besonderen Datum aus dem kalifornischen Santa Rosa berichtet. Die beiden sind weiterhin gesund und munter und stolz darauf, ein ganzes Jahr auf den Rädern unterwegs zu sein. In Seattle wurde ihr Fahrradabenteuer von einer gastfreundlichen US-Familie unterstützt, die sie über das Gastfreundschaftsnetzwerk „warmshowers“ kennengelernt haben. Doch nicht alle Begegnungen waren positiv – ein Verschwörungstheoretiker auf einem Campingplatz etwa hinterließ bei ihnen einen bleibenden Eindruck. Trotz solcher Zwischenfälle überwiegen die positiven Erfahrungen, wie die vielen Freundschaften, die sie auf ihrer Route durch die USA geschlossen haben. Ihr Weg führt sie jetzt entlang der Küste auf der Route 101 und dem Highway Nr. 1 Richtung Süden. Anfang September planen sie, nach Europa zurückzukehren und ihre Reise in Cottbus zu beenden. Mit über 12.680 Kilometern in den Beinen sind sie immer noch begeistert von ihrer besonderen Art zu reisen und denken bereits an zukünftige Abenteuer.
Ein auf Zweirad-Weltreise
Einen Beweis, wie schnell doch die Zeit vergeht kann am Dienstag (6. August) ein junges Ehepaar aus Sielow antreten. Sind die beiden doch vor exakt einem Jahr mit ihren Fahrädern zu einer Weltreise aufgebrochen, die noch immer nicht zu Ende ist. Kurz vor dem stolzen Jahrestag haben wir die beiden im kalifornischen Santa Rosa erwischt, damit sie vom letzten Monat berichten.
Hallo übern großen Teich nach Kalifornien! Seid ihr noch gesund und munter?
Justin: Wir grüßen nach Cottbus und können sagen, dass wir sehr gesund sind und unsere Körper alle Belastungen gut wegstecken. Wir sind schon ziemlich stolz, wenn wir nun ein komplettes Jahr auf unseren Rädern unterwegs waren.
Anni: Aber wie ich Dir bei unserem letzten Telefonat schon gesagt habe, wird die Vorfreude auf das Ankommen daheim immer größer. Wir haben hier zwar auch so viele Begegnungen mit den verschiedensten Menschen, was ja auch sehr spannend und unterhaltsam ist. Aber diese Gespräche können die Geborgenheit, die wir daheim in unseren Familien genießen nicht ersetzen. Darum denken wir immer häufiger an zu Hause.
Als wir zuletzt telefoniert haben wart ihr im Vorbereitungsmodus eines großen Länderwechsels. Von Thailand sollte es hinüber in die USA gehen. Eine außergewöhnlich lange Flugreise stand da an, hat alles geklappt?
Anni: Wir waren zunächst noch drei Tage in der Hauptstadt Bangkok und sind dann Ende Juni nach 30 Stunden im Flieger mit Transit über Tokio in Seattle gelandet. Zwei Nächte haben wir dabei tatsächlich planmäßig im Flugzeug verbracht, das war schon sehr grenzwertig.
Justin: Aber wir haben uns damit getröstet, dass wir anschließend in eine völlig andere Welt eintauchen werden. Beim Einstieg in diese so andere Welt hat uns eine US-Familie sehr geholfen. Die hatte sich auf unsere Suche im Portal „warmshowers“, das von uns schon zuvor oft genutztes Gastfreundschaftsnetzwerk für Fahrradtouristen, gemeldet und uns Unterkunft angeboten.
Anni: Uns haben unsere Gastgeber am Flughafen von Seattle empfangen und uns samt Gepäck und den Rädern mit ihrem Truck mit heimgenommen. Und da Justins Fahrrad eine Panne hatte, haben sie uns tags darauf zu einem Bike-Service vermittelt. Für die Weiterfahrt war das super wichtig. Habt ihr Euern Reiseplan geändert, weil es bei der Familie so sehr gastfreundlich war?
Justin: Drei Tage sind wir tatsächlich dortgeblieben. Auch weil es so schön war, sich endlich wieder komplett in Englisch zu unterhalten. Sie haben uns am Ende noch zum Abschluss eine Brauerei mit Pizzeria für das empfohlen, was allerdings problematisch werden sollte.
Was war los?
Anni: In Amerika geht man ja sehr konsequent mit dem Alkoholverzehr um. In diese Brauerei kam man nur hinein, wenn man über 21 Jahre alt war und sich entsprechend ausweisen konnte, allerdings dies nur mit dem eigenen Reisepass. Aber Justin hatte nur seinen deutschen Ausweis dabei und der wurde nicht anerkannt. Ein deutscher Ausweis zählt dort nicht, also gabs kein Bier. Aber unsere Gastgeber kamen dann herbeigefahren und haben uns das Bier besorgt. Das haben wir dann am Abend bei und mit ihnen zu Hause getrunken.
Justin: Bezüglich der Gastfreundschaft konnten wir danach in Portland tolle auch wieder tolle Erfahrungen machen. Da waren wir nacheinander bei drei Gastgeberfamilien, die uns zu sich eingeladen hatten. Schön war da eben auch, dass wir nun etwas tiefgründigere Gespräche führen konnten. Im Gegensatz zu den Gesprächen in all den anderen Ländern, bei denen es über das Minimalmaß kaum herausging, weil wir deren Landessprache nicht sprechen konnten.
Gab es auch Begegnungen anderer Art?
Justin: Wir hatten uns ja schon vorher intensiv auf die Staaten vorbereitet und dabei schon mitbekommen, dass es hier sehr unterschiedliche Charaktere gibt. Viele warnen uns hier auch wortwörtlich vor „crazy people“. Also vor den verrückten Leuten.
Anni: Beispielweise am Unabhängigkeitstag haben wir auf einem Campingplatz gezeltet. Und am Zelt neben uns war eben ein Alien angemalt, eben das Zeichen für Außerirdische. Aber das war nur der Vorbote für den nächsten Tag auf einem anderen Campingplatz.
Justin: Da wurden wir gleich von einem Verschwörungstheoretiker empfangen, der er uns mit seinen unglaublichen „Weisheiten“ konfrontiert hat. Dass Hitler doch super war, dass 9/11 nur ein Fake der Regierung war und dass Bill Gates an allem schuld sei. Und als nächstes werde es eine Alien-Invasion auf der Erde geben. Und jeder zweite Satz war gegen Frauen gerichtet. Eine fürchterliche Erfahrung für uns, obwohl der Kerl an sich halt nett war, aber seine Ansichten waren für uns erschreckend.
Gut, dass das nur die Ausnahmen sind. Grundsätzlich habt ihr ja immer von den sehr positiven Kontakten geredet …
Anni: Auf alle Fälle! Gerade jetzt genießen wir auch diese Gemeinschaft der Wanderer und Radler auf unserem Weg von Nord nach Süd in den Staaten. Man trifft auf dem Weg oft die gleichen Leute aus den USA, aus Kanada, der Schweiz und natürlich auch aus Deutschland. Da freut man sich übers Wiedersehen, tauscht sich aus und all das ist fast schon als familiär zu bezeichnen.
Ihr habt gerade Eure Route durch Amerika angesprochen. Welche Ziele stehen auf eurem Plan?
Justin: Wir radeln jetzt gen Süden entlang der Küste auf der Route 101 und dem Highway Nr.1. Bevor wir San Francisco erreichen, steuern wir zunächst den Yosemite Nationalpark an. Doch ein rauschendes Fest wird es nicht geben. Das heben wir uns fürs Finale in Cottbus auf. Anfang September fliegen wir nach London, um dann über Frankreich, Belgien und die Niederlande nach Deutschland zu radeln. In Rotterdam, Hamburg und Schwerin werden wir auf dem Weg nochmal bei Freunden und Verwandten vorbeischauen.
Inzwischen habt ihr weit über 10.000 Kilometer heruntergestrampelt, darum ist die Frage sicher erlaubt, ob Euch die besondere Art zu reisen noch immer so viel Spaß macht, wie zu Beginn?
Anni: Klare Antwort: Ja! Wir überlegen schon, was wir nach einer entsprechenden Pause mit Arbeiten und Geld verdienen noch so machen könnten. Aber keine Angst, wir bleiben erstmal in Europa und bei deutlich kürzeren Trips.
Justin: Wir stehen jetzt konkret bei 12.680 gefahrenen Kilometern, und wir glauben, dass wir auch auf den verbleibenden Metern ganz viel Freude haben werden!
Das wünsche ich Euch und vor allem bleibt schön gesund!
Das Telefonat führte Georg Zielonkowski
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsticker
Mehr News, Content und Videos aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht
Red. / Georg Zielonkowski