… sind wir ehrlich, eigentlich will man mit bestimmten Leuten im neuen Jahr nichts mehr zu tun haben.
Aus, Schluss, Finito, vorbei möchte man sagen – ihr habt eure Chance gehabt, nun ist genug.
Nervige Arbeitskollegen gehören dazu, Hausmeister, Politessen, Schwiegermütter, klavierspielende Nachbarn, Versicherungsvertreter, Politiker von Grün bis Schwarz.
Man muss ja nicht gleich ausfallend werden, wie Pofalla von der CDU, der seinem Mitläufer Bosbach mit: “ich kann deine Fresse nicht mehr sehen” anschnauzte und damit bundesweit Entsetzen auslöste …
Nee, geht auch anders: subtilere Rezepte sind zum Beispiel aus dem Weg gehen, ignorieren, cutten, ins Leere laufen lassen oder mit Schweigen verwirren.
Wir sind zum Beispiel 2012 fast jeden Sonntag von Winters heimgesucht worden, die Punkt Drei zum Kaffee bei uns einfielen.
Claire Winter rauchte nicht nur Selbstgedrehte, die hatte auch noch ihre Göre im Schlepptau – da war richtig “Ramba Zamba” angesagt: denn Jacob hat ADHS.
Wer damit nichts anfangen kann: Aufmerksamkeitsdefizit – Hyperaktivstörung … der Bengel war nur durch Ritalin zu bremsen, das Zeug hielt aber immer nur vier Stunden ….. jedenfalls, ade du schöner Nachmittagsschlaf, du nostalgische Märchenfilmstunde, du Kuschelei auf dem Sofa …
Der Mann von Claire, Klaus, bombadierte Silvester die Nachbarschaft mit Böllern aus Polen …rumms, rumms, wie russische Artillerie bei der Erstürmung der Wolfsschanze.
Vorher gluckten die am 25. und 26. unter unserem Tannenbaum und kippte sich den teuren Whisky von Onkel Willi hinter: “ihr habt’s wieder so gemütlich.”
Dann musste Rita Klaus bei der Polonaise abwehren, weil der den Text zu wörtlich nahm.
Und dabei sind die immer so gut drauf. Voller Ideen, Pläne: “wo fahren wir denn dies’ Jahr im Urlaub hin?”
Klar, dass die Energie von uns absaugen.
Wie, wenn du bei “Kaufland” shoppen gehst. Nach ‘ner Weile biste wie ausgelaugt.
Als ob einer seine Starterkabel bei dir rangehangen hat.
Doch damit ist Schluss.
Schnauze voll, Familie Winter. Lasst uns einfach in Ruhe! Lebt euer Leben! Hört auf Sonntags bei uns auf der Matte zu stehen …
Die spannende Frage ist nur: wie bringen wir denen das bei?
E-Mail? – zu unpersönlich … Telefon? … ich bin nich’ so sprachgewandt, da werd’ ich überrollt, höre schon Claire mauzen: “was ist denn mit euch? … lief doch immer Bestens, ganz schön fertig mit den Nerven was? … aber doch nicht wegen uns? … Klausi, kommste mal … Rita und Jürgen haben ‘ne Krise, kann ja mal passieren …”
Ich werde einen Brief schreiben.
Chrissi, die Postfrau, ist übrigens eine, die ich gern’ im neuen Jahr sehe.
Bei Wind und Wetter immer fröhlich: keine Macken, keine Allüren … ich mag die sehr.
Chrissi wird das Abschiedsschreiben in den Kasten werfen.
Ich hoffe, Winters sind so beleidigt, dass Funkstille herrscht.
Jetzt muss ich mich erst mal aufmachen und bei den Nachbarn um Entschuldigung bitten.
Man will sich’s ja nicht mit allen verderben …