Die Stadt Lübben teilte dazu mit:
Seit Anfang Dezember steht vor dem Eingang des Rathauses die Granitfigur einer Spreewaldfrau. Hergestellt wurde die Figur vom Lübbener Steinmetzbetrieb Weber. Familie Weber hat sich 2021 mit dem Freudenkreis für Lübben in Verbindung gesetzt, ob es in der Stadt einen geeigneten Standort gibt und mögliche Unterstützende. Anfang 2022 führte der Freundeskreis mehrere Gespräche mit der Verwaltung mit dem Vorschlag, die Figur am neuen Bahnhofsvorplatz zu positionieren – als Begrüßung für die Gäste der Stadt. Aber auch andere Flächen standen zur Diskussion. Im Juli 2023 wurden die Gespräche mit Bürgermeister Jens Richter und Fachbereichsleiter Peter Schneider neu aufgenommen mit dem Ergebnis, dass Lübbens Bürgerschaft entscheiden darf, ob und wo die Spreewaldfrau ihren Platz in der Stadt bekommt. Die Abstimmung läuft noch bis zum 11. Februar unter luebben.de.
UNBEKANNTE TRACHTENTRÄGERIN GEFUNDEN
Die Figur ist von zwei Menschen inspiriert: Die Tracht der Statur ist von der Wendin Marga Morgenstern. Das Gesicht wurde von einem alten Schwarz-Weiß-Foto nachgebildet. Diese Frau auf dem Bild war der Stadt zunächst unbekannt. Ein Aufruf hat geholfen: Mitte Januar meldete sich Karola Ziemainz. Sie zeigte bei einem Gespräch das Originalfoto ihrer Großmutter und berichtet zusammen mit Mutter Erika Fiedler über das Leben von Frieda Völkner.
WER WAR FRIEDA VÖLKNER?
Emilia Frieda Völkner geb. Winkler wurde am 24.03.1900 in Brockau (heute Brochów), Kreis Breslau geboren. Sie besuchte dort von 1906 bis 1914 die Schule und ging ab 1925 in Stellung als Hausangestellte nach Berlin. Drei Jahre später arbeitet sie bei OSRAM Glaswerk in Berlin. Sie heiratete am 2. April 1931 Heinrich Völkner. Besonders beliebt waren Fahrradausflüge in den Spreewald – auch, weil das Paar oft die Schwiegereltern in Lübben besuchte. Das Foto wurde an Pfingsten 1931 für ihre Mutter fotografiert – das war einer dieser Ausflüge nach Lübben. Soweit die Angehörigen wissen, hat Frieda Völkner nur dieses eine Mal im Leben eine Tracht getragen.
1938 kauften Völkners ein Grundstück in der Kastanienallee und bauten ihr Haus. Im Dezember 1940 wurde Tochter Erika Fiedler geboren. Die Grützwurst noch auf dem Herd, als 1945 die Flieger kamen und die Familie von Treppendorf Richtung Zerkwitz flüchtete. Nach Ende des Krieges kehrten sie zurück nach Lübben in eine neue Bleibe. Ihr Haus war durch Bomben komplett zerstört. Sie fanden eine neue Bleibe und 1946 wurde sie als Arbeiterin in der Hainmühle (Ölmühle) Lübben – Carl Hachenberger beschäftigt. Heinrich Völkner kehrte 1947 aus der Gefangenschaft zurück. Der Neubau begann mit dem Steineklopfen um 1956. Von April 1954 bis März 1963 war sie schließlich als Küchenhilfe im Krankenhaus Lübben beschäftigt. Zeit ihres Lebens kümmerte sie sich um die Familie und so auch ab 1963 um ihren ersten Enkel Andreas, da es für Mütter damals keine längere Elternzeit gab. Enkelin Karola wurde 1969 geboren. Am 26.07.1983 verstarb Emilia Frieda Völkner im Alter von 83 in Lübben.
Besonders gerne erinnert sich die Familie an ihre konsequente, liebevolle Art. Sie ging häufig Pilze sammeln und es wurde mit aller Freude spreewälderisch geschlemmt, z. B. Karpfen und Geflügelklein in heller Soße. In der Tasche ihrer Schürze hatte sie immer ein Fläschchen Leinöl. Noch vor der Schule gab sie es den Kindern auf einem Löffel. Sie selbst stippte das Brötchen mit Leinöl, Zucker und Salz. Die Familie besaß zwei Kähne, welche der Opa noch selbst aus Holz gebaut hatte. Und so wurde jeden Tag Kahn gefahren. Emilia Frieda Völkner ist einmal aus dem Kahn in die Berste in ein tiefes Loch gefallen – sie konnte nicht schwimmen und rief: “Hilfe, ich habe keinen Grund.” Mann Heinrich rief zurück: “Was schreist du, wenn du keinen Grund hast.”
WIE DAS FOTO ZU STEINMETZ WEBER KAM.
Horst Fiedler [Heini, 11.03.1938, Berlin – 20.02.2019, Lübben] ist Mitbegründer vom “Freundeskreis für Lübben”. Nach einer Anfrage zu einem Bild einer “Spreewaldfrau” erinnerte er sich an das Foto seiner Schwiegermutter und übergab das Bild an den Freundeskreis und dieser an Steinmetz Weber.
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Red. / Presseinfo
Bild: Stadt Lübben