Mit einem Hilferuf wendet sich ein Lehrerkollegium einer Oberschule im Spree-Neiße-Kreis an die Öffentlichkeit. An der Schule soll es verstärkt zu Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund kommen, die ein Klima der Angst, Einschüchterung und Machtlosigkeit erzeugen. In einem offenen Brief berichten Lehrkräfte von Schülern, die mit rechtsextremen Symbolen hausieren und andere Schüler bedrohen. Die Lehrer, die anonym bleiben wollen, fordern von der Politik dringend Unterstützung beim Kampf gegen Rechtsextremismus. Spree-Neiße-Landrat Harald Altekrüger sicherte jetzt in einer ersten Reaktion Hilfe zu, um Maßnahmen für die betroffene Schule zu erörtern. Der Landkreis selbst sei nicht der Träger der Schule. Der künftige Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg sagte bei einer gestrigen Pressekonferenz auf Nachfrage, dass er schockiert über die Berichte sei. „Mir persönlich ist der Fall durch die Presseanfrage bekanntgeworden, es lag also keine Anzeige entsprechend vor“, so Freiberg. Demnach nimmt das staatliche Schulamt Kontakt mit der Schule auf, um vorerst die Lage aufzuklären. „Ich bin erstmal dankbar, dass die Kolleginnen und Kollegen sich so gemeldet haben, dass wir reagieren könne”, sagte der Minister.
Der Landkreis Spree-Neiße teilte dazu mit:
Nachdem Lehrkräfte einer Schule in Südbrandenburg offenbar verschiedenen Medien einen offenen Brief zukommen ließen und darin politisch rechts motivierte und rassistische Vorfälle von Schülerinnen und Schülern aus den vergangenen Monaten anprangern, wird in der aktuellen Berichterstattung die geschilderte Situation an der Einrichtung thematisiert. Der Landkreis Spree-Neiße ist nicht Träger der betroffenen Schule, dennoch bezieht Landrat Harald Altekrüger klar Stellung gegen rechts: „Als Landrat und damit als Akteur in der Kommunalpolitik nehmen demokratische Werte und deren Durchsetzung für mich einen hohen Stellenwert ein. Jede Entscheidung unserer Politik ist ein Ergebnis demokratischer Prozesse. Unsere Demokratie gilt es zu schützen und insbesondere junge Menschen in unserer Gesellschaft dafür auch zu sensibilisieren. Wir als Landkreis Spree-Neiße verurteilen daher jedes rassistische, homophobe und rechte Gedankengut und möchten der betroffenen Schule unsere Unterstützung bei ihren Bemühungen, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen, zusichern. Für konkrete Maßnahmen stehen wir im engen Kontakt mit dem Staatlichen Schulamt in Cottbus“, so der Spree-Neiße-Landrat. Und weiter: „Schule muss ein Ort bleiben, so sich Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen sicher fühlen und gemeinsam lernen können. Für politischen Extremismus und Gewalt ist hier kein Platz.“ Bereits jetzt findet an der betroffenen Schuleinrichtung professionelle Schulsozialarbeit statt, die vom Landkreis finanziert wird. An den Gesprächen mit der Schulleitung nimmt das zuständige Dezernat der Kreisverwaltung teil.
Der öffentliche Brief des Lehrerkollegiums erreichte auch uns:
In dem Brief heißt es: “Wir wenden uns an die Öffentlichkeit, da wir in unserem Arbeitsalltag als Schulpersonal an einer Schule im Spree-Neiße-Kreis täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert werden und nicht mehr länger den Mund halten wollen. Wir erleben eine Mauer des Schweigens und der fehlenden Unterstützung seitens Schulleitungen, Schulämter und Politik bei der Bekämpfung demokratiefeindlicher Strukturen, sowohl in der Schüler- und Elternschaft als auch bei den Kollegen. Die nachfolgenden Beispiele sind nur ein Ausschnitt des Problems, mit dem wir an die Öffentlichkeit treten wollen. Hierbei reicht die Bandbreite nicht mehr nur von üblichen Beleidigungen, sondern geht bis in die verfassungsfeindliche Verbreitung von rechtsextremen Symbolen, Schriften, Musiktiteln und Gewalt. Schulmobiliar wird mit Hakenkreuzen beschmiert, rechtsextreme Musik wird im Unterricht gehört und das Rufen von demokratiefeindlichen Parolen füllt die Schulflure. Tagtäglich sind wir damit beschäftigt, Schüler vor psychischer und physischer rechter Gewalt zu schützen und demokratische Grundwerte zu vermitteln. Doch, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird zu einem Spießrutenlauf für Lehrkräfte als auch für Schüler, die demokratische Werte vertreten.
Lehrkräfte und Schüler, die offen gegen rechtsorientierte Schüler- und Elternhäuser agieren, fürchten um ihre Sicherheit. Die wenigen ausländischen und toleranten Schüler an unserer Schule erleben Ausgrenzung, Mobbing und Gewaltandrohungen. Es herrscht das Gefühl der Machtlosigkeit und der erzwungenen Schweigsamkeit. Wir fordern daher die Politik auf, mehr Sozialarbeiter an den Schulen einzustellen, mehr demokratiefreundliche Projekte zu fördern, ein niedrigschwelligeres Fortbildungsangebot für Lehrkräfte zu ermöglichen und eine Null Toleranz-Politik gegenüber Rechtsextremismus, Homophobie und Sexismus zu zeigen. Das Problem muss erkannt und offen bekämpft werden. Schulen sollen Orte der Angstfreiheit, Weltoffenheit und Sicherheit für Jeden sein und dürfen Demokratiefeinden kein Zuhause bieten.”
Bildungsminister Freiberg “schockiert”
Der künftige Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg sagte bei einer gestrigen Pressekonferenz auf Nachfrage, dass er schockiert über die Berichte sei. „Mir persönlich ist der Fall durch die Presseanfrage bekanntgeworden, es lag also keine Anzeige entsprechend vor“, so der Freiberg. Demnach nimmt das staatliche Schulamt Kontakt mit der Schule auf, um vorerst die Lage aufzuklären. „Ich bin erstmal dankbar, dass die Kolleginnen und Kollegen sich so gemeldet haben, dass wir reagieren können”, sagte der Minister.
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Red. / Presseinformation
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