“Wir haben gemeinsam etwas Großes vor”. Mit diesen Worten präsentierte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle heute das Konzept für das Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus. Dieses soll aus einer Universitätsmedizin und einem digital unterstützten Netzwerk von Akteuren der Gesundheitsversorgung in der „Modellregion Gesundheit Lausitz“ bestehen. Damit entsteht in Cottbus eine zweite Universität, denn die BTU Cottbus-Senftenberg wird nicht Teil der Trägerstruktur. Wie es heute hieß, hat es vor allem tarifliche, strukturelle und steuerrechtliche Gründe für eine Trennung beider Einrichtungen. Beide Universitäten sollen allerdings eng miteinander kooperieren. Das Carl-Thiem-Klinikum wird Universitätsklinikum. Die Leitlinien für das Konzept wurden heute vom Kabinett beschlossen und sollen nun vom Wissenschaftsrat begutachtet werden. Das Ergebnis will der Wissenschaftsrat in rund einem Jahr präsentieren. Die neue Universität soll Mitte 2024 gegründet werden. Im Jahr 2026 sollen die ersten Studierenden immatrikuliert werden. Das Land plant mit 200 Studienplätzen pro Jahr und rechnet bis 2035 mit rund 1.300 neuen Stellen im Bereich Forschung und Lehre. Neben der Ausbildung von Ärzten soll das Zentrum in den Zukunftsfeldern der Gesundheitsversorgung und der Digitalisierung forschen.
Das Land teilte dazu mit:
Das Kabinett hat heute in Potsdam die Leitlinien der Landesregierung für das Konzept zum Aufbau des Innovationszentrums Universitätsmedizin Cottbus (IUC) beschlossen. Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle stellte die wesentlichen Inhalte im Anschluss gemeinsam mit den Projektbeauftragten Dr. Ulrike Gutheil und Prof. Dr. Eckhard Nagel vor. Das Konzept soll Ende März an den Wissenschaftsrat zur Begutachtung übergeben werden. Mit einem Ergebnis der Begutachtung wird im Frühjahr 2024 gerechnet. Abhängig davon könnte die Medizinische Universität Mitte 2024 gegründet werden, 2026 könnten dann die ersten Studierenden starten.
Uni für 1.200 Medizinstudierende
Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle: „Wir haben angekündigt, dass wir bis zum Frühjahr 2023 das fertige Konzept für den Aufbau des Innovationszentrums Universitätsmedizin Cottbus vorlegen. Gestern hat offiziell der Frühling begonnen, heute haben wir die Leitlinien im Kabinett verabschiedet, bis Ende März ist das Konzept beim Wissenschaftsrat. Versprochen. Gehalten. Mit dem Aufbau des IUC schaffen wir Arbeitsplätze, sichern die wohnortnahe medizinische Versorgung und bilden Medizinerinnen und Ärzte für das Gesundheitssystem von Morgen aus. Konkret: Der Bund und wir investieren bis 2038 rund 2,1 Milliarden Euro für Aufbau und Betrieb des IUC. Bis 2035 schaffen wir allein im Bereich Forschung und Lehre rund 1.300 Stellen – dazu wird noch eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im Umfeld der Unimedizin kommen. Und wir planen mit 200 Studienplätzen pro Jahr – im Endausbau werden etwa 1.200 junge Menschen in Cottbus Medizin studieren.“
Eigenständige Universität geplant
Das Land Brandenburg plant den Aufbau des Innovationszentrums Universitätsmedizin Cottbus als eigenständige Universität, die eng mit der BTU Cottbus-Senftenberg kooperieren soll. Das IUC soll aus einer Universitätsmedizin und einem digital unterstützten Netzwerk von Akteuren der Gesundheitsversorgung in der „Modellregion Gesundheit Lausitz“ bestehen. Mit der Forschung am IUC soll ein Beitrag zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems in Deutschland geleistet werden. Hierzu werden die Forschungsschwerpunkte Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens aufgebaut. Das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus wird in diesem Zusammenhang zum Universitätsklinikum und Digitalen Leitkrankenhaus ausgebaut. Mit der Verankerung des IUC im Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen wurden im August 2020 die Voraussetzungen für eine finanzielle Unterstützung des Bundes geschaffen.
Statements
Schüle weiter: „Die Gründung einer eigenständigen Medizin-Universität in Cottbus erleichtert nicht nur die Lösung einer ganzen Reihe kniffliger steuer-, tarif- und versorgungsrechtlicher Fragen. Sie schafft auch die Grundlage für eine optimale Entwicklung des IUC und der BTU: Beide können sich künftig auf ihre Stärken konzentrieren und auf Augenhöhe kooperieren. Der Aufbau einer staatlichen Universitätsmedizin in Cottbus ist eines der ambitioniertesten Projekte der Landesregierung bei der Strukturentwicklung der Lausitz. Aber mir ist wichtig: Das IUC wird nicht einfach nur die 37. staatliche Universitätsmedizin in Deutschland. Krisen wie Corona, die demografische Entwicklung und die zunehmende Digitalisierung verlangen nach zeitgemäßen Antworten in der Gesundheitsversorgung. Wir geben sie mit dem IUC: Die Verknüpfung von Versorgung, Lehre und Forschung mit den Schwerpunkten ‘Gesundheitssystemforschung‘ und ‘Digitalisierung des Gesundheitswesens‘ ist ein Profil, das es bisher nirgends in Deutschland gibt. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal!“
Dr. Ulrike Gutheil: „Gemeinsam mit dem Bundesforschungsministerium haben wir ein tragfähiges Finanzierungskonzept für das IUC bis 2038 entwickelt. Der Bund unterstützt den Aufbau des IUC im Bereich Forschung mit Mitteln aus dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen mit 1,2 Milliarden Euro. Hinzu kommen rund 500 Millionen Euro für Investitionen in Bauten und digitale Infrastrukturen. Außerdem haben wir mit dem Bund vereinbart, rechtzeitig vor dem Auslaufen der Förderung Möglichkeiten einer langfristigen Förderung der Forschung am IUC nach 2038 zu sondieren. Auch hinsichtlich des Trägerwechsels des Carl-Thiem-Klinikums sind wir auf einem guten Weg. Wir wollen diesen Wechsel partnerschaftlich mit der Stadt Cottbus gestalten und werden gemeinsam eine Grundlagenvereinbarung zur Regelungen der Modalitäten erarbeiten. Das Klinikum soll dann zusammen mit der Gründung des IUC im Jahr 2024 in Landesträgerschaft übergehen und zum Universitätsklinikum werden.“
Prof. Dr. Eckhard Nagel: „Die aktuellen Entwicklungen in der medizinischen Versorgung in unserem Land sind geprägt von unterschiedlichen existentiellen Erfahrungen: Die Pandemie hat allen vor Augen geführt, welchen Stellenwert eine höchst qualifizierte, leicht zugängliche und wohnortnahe Versorgung hat. Der medizinisch-wissenschaftliche Fortschritt bietet neue Behandlungsmöglichkeiten, von denen alle Generationen profitieren. Zugleich ist der Fachkräftemangel in vielen Bereichen der medizinischen Leistungserbringung spürbar. Mit dem Aufbau der Medizinischen Universität in der Lausitz geben wir eine wichtige Antwort. Die Universitätsmedizin in Cottbus wird durch den von der IUC-Expertenkommission vorgeschlagenen interprofessionellen Lehransatz einen Vorbildcharakter haben. Auch im Hinblick auf die Forschungsschwerpunkte werden neue Wege beschritten. Die Gesundheitssystemforschung wird in der Modellregion Lausitz neue Planungs- und Behandlungswege erforschen, die bei Erfolg bundesweite Auswirkungen haben werden. Hierbei spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle, denn sie ermöglicht eine umfassende Gesundheitsdatennutzung. Diese ist für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen wie für die Funktion von medizinischen Einrichtungen unabdingbar. Mit diesen Forschungsschwerpunkten wird die Medizinische Universität exzellente Beiträge liefern und ein kluger Kooperationspartner für die BTU werden. Die Universitätsmedizin wird also nicht nur die Rahmenbedingungen in der Lausitz verbessern: Sie wird das Leben in dieser besonderen Region ganz konkret für alle spürbar lebenswerter machen.”
Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorsitzender der Expertenkommission IUC: „Mit der Verabschiedung im Kabinett nimmt die Gründung einer Medizinerausbildung in der Lausitz eine weitere Hürde vor der Befassung im Wissenschaftsrat. Es ist zu begrüßen, dass die Landesregierung auch weiterhin uneingeschränkt hinter den Finanzierungszusagen steht. Mit der Umsetzung der von der Expertenkommission 2021 formulierten Empfehlungen werden in Cottbus in enger Zusammenarbeit mit der BTU die Voraussetzungen geschaffen, einen in Deutschland einmaligen und in Europa führenden Standort für Gesundheitssystemforschung und zur Weiterentwicklung digitaler Innovationen für das Gesundheitssystem zu schaffen. Um die Umsetzung schnell zu erreichen, haben wir in unseren Empfehlungen eine sehr hohe Autonomie der Universitätsmedizin empfohlen. Bei der weiteren Konkretisierung der Empfehlungen ist deutlich geworden, dass eine eigenständige Medizinische Universität hierfür die geeignete Struktur ist. So wird künftig neben einer in ihren Profillinien starken Technischen Universität eine starke Medizinische Universität die Wissenschaftslandschaft prägen und einen ganz wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Region leisten.“
Eine hochkarätige zehnköpfige Expertenkommission unter der Leitung von Prof. Dr. Karl Max Einhäupl hatte im August 2021 Empfehlungen zum Aufbau des IUC präsentiert. Sie waren die Grundlage für die Leitlinien und das Konzept. Im November 2022 hatten zentrale Akteure wie Kammern, Verbände und Vereine aus Gesundheit und Pflege sowie Kranken- und Pflegekassen aus der Region mit einem Memorandum of Understanding ihre Absicht bekräftigt, die Modellregion Gesundheit Lausitz mit aufzubauen. Die Expertenkommission wird diesen Prozess weiterhin begleiten.
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Red. / Presseinfo