Scholzes von nebenan haben ein neues Hobby: sie züchten Labyrinthfische.
Hocken wie paralysiert nur noch vor dem Aquarium als wär’s ein Felsenriff auf den Bahamas….. früher haben wir mal gequatscht auf ‘m Hof, oder Karten gespielt – Ritze, vielleicht sollte ich mich umstellen: im Ramschmarkt in Kolkwitz gab’s ja vorige Woche Taucherbrillen und Neoprenanzüge.
Wenn die mal wieder beim Stadtfest sind, jage ich meinen Kater durch’s Fenster; erster Stock – steht immer offen … wenn der mit der Tatze ins Aquarium langt , springen ein paar von den Viechern bestimmt vor Schreck gleich von selst aus dem Schwimmbecken …. Mauz, ausgeschnorchelt! …na ja, die anderen brauchen sich auch keine Hoffnung machen …
Muss bloß sehen, wie der Kater wieder zurückkommt. Nicht, dass es dem geht, wie Isegrimm, den die Mönche in der Räucherkammer vertrimmt haben.
Feuer, gnädige Frau? ich hock’ vor der Glotze, gleich beginnt meine Lieblingsserie: “in aller Freundschaft” – das ist die, wo vor der Klinik immer welche umkippen; dann mindestens vier Ärzte und ier Schwestern ansprinten und während sie in Richtung OP-Saal hetzen, schon Blutdruck messen, Infussionsschläuche anlegen und Wetten abschließen, was der Trottel auf der Bahre wohl hat.
Nach der Krankenkassenkarte wird nie gefragt, 10 Euro Gebühr – kein Thema: das gefällt mir! wenn mal mit Blaulicht, dann in die Sachsenklinik, Freunde …
Soap:
im Laufe der Zeit kriegt man raus, wer wem an die Gurgel geht, wer klappsreif ist, wer von wem geschwängert wurde und wer die meisten OP’s versaut ….. die meinen das nicht so, passiert eben: piep, piep, Null-Linie, noch mal kurz Defibrillator auf die Brust kloppen – weg.
Um den ganzen Stress zu verkraften, tritt Thomas Rühmann in seiner Freizeit als Neil Young- Doubel auf und trällert, Mundi vor den Lippen, dessen Klassiker “Helpless” und die olle Karruseit trommelt dazu auf ‘nem Schlagzeug, was man ja der Alten auch nicht zutraut.
Nee, die meinen das nicht so … am Besten gefällt mir Kaminski, Dr. Rolf Kaminski, ein abgebrochener Frankenstein; zynisch, blitzgescheit, geldgierig, der hat übrigens Gary Oldmann in Air Force One synchronisiert; man erinnert sich, den fiesen Schurken, der Harrison Ford aus dem Flugzeug schmeißen wollte.
Es klopft: verflucht, habe ich den Fernseher wieder zu laut gestellt?
Bademantel zu, Guckloch …
Scholzes stehen draußen, irgendwie verbiestert. Peter hämmert mit der Faust an die Tür und brüllt: mach auf, wir wissen das du da bist, mit der linken Hand schüttelt er ein schwarzes Bündel; Silke hat sich das leeres Aquarium unter die Achsel geklemmt – mein Gott, wo is’n bloß die Katze ?
…drin sagt Rühmann näselt gerade zur Schwester: bereiten Sie alles vor, wir müssen operieren …
…draußen brüllt Peter: Brett auf, sonst gibt’s Späne! ich schreie zurück: geht nicht , muss zur OP, der Anästhestist wartet ! … man muss doch Prioritäten setzen – Halleluja, was für ein Tag!
… wenn ich mir vorstelle, ich müsste noch arbeiten gehen … also bei aller Liebe, das würde ich nich’ in die Reihe kriegen, bin doch nicht bescheuert und hol mir einen Herzinfarkt; Hinterwandklappe, da wo die schwer rankommen – obwohl, Rühmann müsste es packen – oder lieber Kaminski?
Egal, bezahlt die Stütze.
Draußen heult der Pit irgendwas von sauteure Fische und dass das Leben keinen Sinn mehr hat, jetzt fängt auch noch ein Hahn an zu kräh’n, bestimmt das dressierte Viech vom Popen, das muss den immer wecken, wenn der Fußball anfängt.
Ein ganz normaler Nachmittag:
….die Polen wühlen im Müll rum, Klimperellis Klavier ist verstimmt, ein Gleitfallschirmflieger hängt am Strommast, der Eismann bimmelt,
welche spielen Fußball mit den Enkeln, der Zöllner grillt, gegenüber setzen die uns zwei Mehrfamilienhäuser hin, die Schuhverkäuferin muss zur Spätschicht …… gut, dass ich oben wohnen.
Vielleicht gibts nächste Woche billig Zierflosser in Kolkwitz: mal sehen, was der Nils früh im Radio so rum schreit…
Zoff mit den Nachbarn will ich ja auch nicht; bin auch gespannt, wie die Schnellgurken aus dem Aquarium schmecken …. vielleicht hat sich das mit den Fischen auch erledigt, die sollen froh sein, dass ich sie auf ‘ne neue Geschäftsidee gebracht habe.