Gerade habe ich erfahren, dass der Bürgermeister von B. vor wenigen Minuten gestorben ist, wahrscheinlich Deutschlands dienstältester Bürgermeister; passionierter Angler, Kettenraucher – Lungenkrebs.
Ohne ihn wäre die Gemeinde ein verschlaffenes Kaff am Rande des Spreewaldes geblieben.
Zuletzt haben forsche Nachwuchspolitiker versucht den Mann fertig zu machen, wegen angeblicher Kontakte zur inoffiziellen Staatsmacht einer untergegangenen Diktatur.
Sie zogen erst gegen ihn zu Felde, als er schon todkrank niederlag und sich nicht mehr wehren konnte …..
Draußen ziehen schon wieder Regenwolken heran, am Block gegenüber hängt schlaff eine schwarz/rot/goldene Fahne.
In unserer Nachbarschaft hat gestern kein Schwein Hurra geschrieen, als Deutschland die Holländer zurück in die Windmühlen schickte; die große Begeisterung ist hin, nur noch ein nachlässiger Zug in manchen Mundwinkeln; sicher in den großen Städten ist das anders.
Man müsste mal wieder auf Wanderschaft gehen um den Kopf freizubekommen. Ein abgelegenes Gehöft das wär’s oder eine Hütte dicht am See, wo nachts Unken rufen und versuchen dich ins Wasser zu locken, zum Nix und seinen Töchtern…
Einmal bin ich denen entkommen, Schwein gehabt: weil der Bürgermeister gerade zu seinem Angelplatz ruderte und mich in seinen morschen Kahn hievte.
Der hat nicht mal gefragt, was ich bei der eisigen Kälte da draußen suchte, viellicht hat er es auch gewusst und war früher selbst mal bei den schönen Nixen ..
Mal sehen, ob ich den Kahn wieder flott kriege, das Leben muss ja weitergehen …