…ihr habt euren Kater verraten, schmählich im Stich gelassen, heimlich in den Urlaub gefahren und ließet das arme Tier mutterseelenallein in der großen Wohnung zurück.
Seid ihr völlig ohne Mitleid ?
Der Mond scheint auf die Terrasse, bleich düster, wie das Gewissen, dass mühelos den Weg vom Gehirn ins Herz findet und uns beschämt.
…aber wir wollten ……
” ….ihr wolltet abhauen, flüstert es, ihr Egoisten! euch davonstehlen, euer Glück allein genießen! stellt euch vor, ihr wärt in einem riesigen, verlassenen Gebäude gefangen, würdet schlaflos durch die Gewölbe wandern, umgeben von Gespenstern dem düsteren Hall der eigenen Schritte lauschend …”
Irgendwann explodiert was im Kopf: Militärmusik, Feuerwerk, da draußen wird gefeiert, klingen Gläser; Rubinrotes brennt sich fest.
Der Kommissar fragt: wissen Sie, wie schwer es ist, einen gewieften Verbrecher zu überführen; jemand, der all seine Intelligenz bündelt, um die abscheulichen Sachen durchzuführen, die ihm sein Dämon befiehlt; der sich einbildet, ein Künstler zu sein, erhaben, ausgewählt.
Grotesk, nicht wahr, aber wir alle kennen mindestens einen Mörder.
Mein Nachbar zum Beispiel, ein ganz unauffälliger Herr , der morgens zur Arbeit geht , wie du und ich , mein Nachbar gehört wahrscheinlich dazu.
Bei jedem untersuchten Tatort fand ich Spuren von ihm; wie in der Tischlerei doch mal ein Span liegen bleibt oder in der Backstube eine Krume; für einen Haftbefehl reichte es nicht, also beschloss ich ihn zu beschatten, verlor ihn aber im Dunkeln einer Gasse, er löste sich förmlich vor meinen Augen auf.
Und raten Sie? Früh lag in dem winkligen Geviert ein kleiner schwammiger Mann, tot und ausgeraubt .
Auf dem Tisch landet ein Grünfink, das scheue Tier hält den Kopf schräg, funkelt uns mit seinen Knopfaugen an: Tiere wissen von wem keine Gefahr ausgeht … gute Nacht! der Kommissar geht. Mondschein gleitet durch die Wipfel; gelbe Pupillen, Raubtieraugen, die Nacht lebt; manche sind Jäger , manche Beute. Die letzteren werden gefressen: köstlich warm und blutig.
Unser Kater liegt bestimmt auf dem Fensterbrett, betrachtet die wiegenden Äste der Platane vor unserem Haus, mauzt kläglich und begreift nicht, warum er hungern muss.
Ich greife zum Telefonhörer, wähle den Katzennotruf:
Miauh, schnurrt eine sanfte Stimme: dieser Anruf kostet drei Mäuse, was kann ich für Sie tun?
“Hallo, warum antworten Sie nicht, miauh!”