Das Krankenhaus Spremberg wird zum finanziellen Sanierungsfall. Die Gesellschafter haben heute den Antrag auf ein Schutzschirmverfahren beim Cottbuser Amtsgericht (Insolvenzgericht) eingereicht. Ziel ist eine Umstrukturierung unter Eigenregie, um das Haus zukunftssicher und finanziell stabil aufzustellen. Der Krankenhausbetrieb läuft vollumfänglich und uneingeschränkt weiter. Auch für die Kolleginnen und Kollegen gibt es vorerst keinerlei Einschränkungen. Dennoch war die Botschaft am Montag ein herber Schlag für das gesamte Krankenhausteam. Das berichtet uns Geschäftsführerin Liane Pötsch im kurzen Videotalk ->> Hier anschauen.
Das Spremberger Krankenhaus teilte zur Situation mit:
Die gemeinnützige Spremberger Krankenhaus GmbH hat durch gemeinsamen Beschluss der Gesellschafter entschieden, das Haus zu restrukturieren. Ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung wird am morgigen Dienstag, den 13. September 2022, beim zuständigen Amtsgericht Cottbus (Insolvenzgericht) gestellt. Notwendig machen diesen Schritt rückläufige Umsatzerlöse bei gleichzeitig steigenden Kosten für Personal und Material. Weitere Gründe für die defizitäre Lage des Krankenhauses sind neben Corona-bedingten Einnahmeeinbrüchen auch allgemeine wirtschaftliche und gesundheitspolitische Herausforderungen, wie steigende Aufwände für Dokumentation und Datenverarbeitung, Energie oder fehlende Inflationsausgleichszahlungen.
Umbau unter Eigenregie
Restrukturierungsexperte Dr. Mark Boddenberg von der auf Insolvenz- und Sanierungsrecht spezialisierten Kanzlei ECKERT Rechtsanwälte wird das Verfahren als Generalhandlungsbevollmächtigter begleiten. Er sagt: „Die Eigenverwaltung eröffnet betroffenen Unternehmen stets die Möglichkeit, die zur Restrukturierung und Sanierung erforderlichen Maßnahmen eigenverantwortlich zu erarbeiten und zügig umzusetzen.“ Dorit Aurich, ebenfalls von ECKERT Rechtsanwälte, ergänzt: „Wir sind zuversichtlich, dass wir ein tragfähiges Ergebnis für das Spremberger Krankenhaus erarbeiten werden. Das Eigenverwaltungsverfahren bietet hierfür einen besonderen gesetzlichen Schutz und genügend Handlungsspielraum.“
Klinikbetrieb, Gehälter und Löhne vollumfänglich gesichert
Der Klinikbetrieb läuft derweil vollumfänglich weiter. Die medizinische Versorgung der Patienten ist uneingeschränkt gesichert. Auch für die Mitarbeitenden ändert sich zunächst nichts, Gehälter und Löhne sind im Rahmen des Verfahrens gesichert. Die Trägerschaft des Krankenhauses teilen sich der Förderverein Krankenhaus Spremberg e.V., welcher 51 Prozent der Gesellschafteranteile innehat, die Stadt Spremberg besitzt 49 Prozent der Gesellschafteranteile. Bürgermeisterin Christine Herntier als Vertreterin der Minderheitsgesellschafterin sagt: „Am Ende war die Entscheidung für diesen Weg alternativlos. Unser Hauptaugenmerk ist auf die medizinische Versorgung für unsere Bürgerinnen und Bürger in der Region gerichtet. Unser Ziel ist es, mittels eines strukturierten Prozesses ein auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnittenes finanzierbares Versorgungskonzept zu entwickeln.“
Krankenhaus “wettbewerbsfähig” aufstellen
Weiter sagt Herntier: „Für unsere Stadt ist das Krankenhaus wichtig. Deshalb werde ich mich dafür einsetzen, die wirtschaftlich tragfähigen Teile des Hauses zu erhalten und vollständig zu rekommunalisieren. Unser Kreis hat eine sehr gute medizinische Infrastruktur mit vielzähligen Behandlungsangeboten. Ich bin überzeugt, dass wir so unser Spremberger Krankenhaus wettbewerbsfähig aufstellen können.“ Das erfahrene Restrukturierungsteam rund um Dr. Mark Boddenberg wird nun in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und der Stadt innerhalb der kommenden Wochen einen Plan entwickeln und mit dem (vorläufigen) Gläubigerausschuss abstimmen, um eine Lösung für das Krankenhaus Spremberg und seinen Mitarbeitern zu finden.
Video: Bürgermeisterin Christine Herntier über Situation und Position der Stadt Spremberg als Gesellschafter
Video: Wie geht es jetzt weiter? Generalhandlungsbevollmächtigte über das Verfahren
Red. / Presseinfo