Du stehst oben am Hang, schaust in die dunkle, von Wellen zerfurchte Grube und denkst:
hier stand mal ein Dorf,
hingen Frauen die Wäsche auf,
spielten Kinder in den Gärten,
läutete am Sonntag die Kirchenglocke,
wurde im Konsum getratscht,
saßen die Männer abends in der Kneipe und
ringsum Felder, die im Frühjahr bestellt wurden.
Die Leute ahnten nicht, dass ihr Schicksal besiegelt war, weil gleichen Ortes vor Millionen Jahren dichte Wälder standen, die im Laufe der Zeit Kohle wurden.
Man hat ein historisches Tor übrig gelassen, mit einem Rundbogen. Angeblich die Reste einer Burg,einem Räubernest, von dem aus im Mittelalter verlottertes Ritterpack Reisende überfiel, um Lösegeld zu erpressen. Traf kein Geld ein, wurde den Unglücklichen mit dem Schwert der Unterkiefer abgeschlagen.
Auf dem Tor befinden sich steinernde Köpfe, denen die untere Gesichtshälfte fehlt. Irgendwann hatte das Morden überhand genommen und die Gegend in Verruf gebracht. Da der Landesfürst nichts unternahm, griffen die Bauern zur Selbsthilfe, überrannten die Feste und vergalten den Schlächtern Gleiches mit Gleichem.
Klinge heute, heißt auch muschelförmig zusammengerollte Korallenpilze, lange genießbare Brombeeren; in der Ferne eine einsam, die Wolken fast berührende Eiche, ein Hochstand, zerwühlter Boden, wandernde Sanddünen.
Du bist zum Tagebaurand gegangen, hast auf Spuren geachtet: bald wird es schneien, dann kann jeder unsere Spuren sehen -wie wir innehielten,im Gedenken.
So ist das mit der Fügung.