Draußen schneits: was da in dicken Flocken am Fenster vorbei trudelt, ist aber kein froher Schnee, der zum Winterspaziergang einlädt sondern eher etwas Patschiges, Verklumptes, ohne Eleganz und Beständigkeit.
Gegenüber sind schon welche im Gange, den unerwünschten Eindringling zu beseitigen – ein vierschrötiger Kerl im roten Strickpullover, die Zigarette im Mundwinkel, schwingt linkshändig einen zerfransten Besen während er mit rechts telefoniert.
Ritsch, ratsch werden die dicken Flocken in den Rinnstein beförder , verwandeln sich in unansehnlichen Matsch.
Warum der Dicke den Besen schwingt, ist mir unklar: in 5 Minuten liegt der, garantiert Pulle in der Hand, wieder auf der Couch, und guckt die Wiederholung von “Bauer sucht Frau”.
Apropos: Bauern! ( oder Wintermarsch nach Lehde ,Teil II )
… der gleitende Zug von schwer atmenden, erhitzten Körpern entfernte sich rasch von uns, nach einem kurzen, flüchtigen Verweilen, so wie Hunde Fremdes beschnuppern und dann wieder das Weite suchen.
Die haben’s aber drauf: sagte A. bewundernd mit dem charmanten Hinweis auf unsere – eher bescheidenen Fähigkeiten.
Irgendwie ärgerte mich das:
dafür wissen wir, wie ein Brief aufgesetzt wird, wie man im Restaurant Wein verkostet und kennen uns in der Weltliteratur aus, verteidigte ich den meiner Meinung nach bestehenden Unterschied zwischen Landei und
‘gebildetem’ Städter.
Denkst du, die können in einem feinen Restaurant irgendwas bestellen außer Bratkartoffeln und Spiegelei?
Medium, welldone, englisch? ahme ich den smarten Kellner vom Radisson Blu nach.
Oder die Getränkekarte: Riesling, Chardonnay, Muskat, halbtrocken, trocken – wie hätten’s denn die Herrschaften?
Die Zamperbrüder kennen doch nur Rot- oder Weiß -Wein – wie früher im Osten, nicht zu vergessen, Selbstgebrannten … und Steak ! das völlig öllig verschmort, vom Grill kommt.
Guck mal, die sind schon fleißig dabei, sage ich, und verweise auf ein frisch geschlachtetes Schwein, dass vis-a-vis, wie gekreuzigt, an einem Traktor hängt.
Mit dem Schlachterbeile sind die flink, das muss der Neid denen lassen. Grunz hat heute früh bestimmt noch munter nach Eicheln gescharrt, die Borsten an der Stalltür gescheuert und sich über sein schönes Leben auf dem Hof gefreut.
Buff ! Vorbei ! … das Ende naht manchmal schneller als man denkt – sollte niemand vergessen …
Shakespeare fällt mir ein:
… “Something wicked this way commes” (“etwas Übles kommt des
Weges”) – in dem Fall nicht der Schlachter, sondern: …ein gekröntes Kind, mit einem Baum in der Hand, das Macbeth verspricht, er habe nichts zu fürchten, solange nicht der Wald von Binam nach Dunsinane kommt…
Als Macbeth später den “wandelnden Wald” erblickt, erkennt er, dass sich dieser Teil der Prophezeiung erfüllt hat. Und, weil er sich weigert, sich zu ergeben, stirbt er letztendlich durch die Hand Macduffs ….
Was einem für Gedanken durch den Kopf gehen, beim Marsch auf den Fließen.
Schade, dass die jetzt weggeschmolzen sind; keine Spuren mehr von Schlittschuhkufen, Schlittenspuren.
Wer weiß, wenn’s mal wieder so kalt wird?
“kommen Sie doch heuteabend vorbei” ruft die Frau vom Bauernhof, da gibt’s leckere Schlachteplatte.
Der Grunz tut mir leid: sagt A. , das arme Schwein, ich eß nichts von dem.
Dankeschön, liebe Frau, vielleicht ein anderes Mal …..
Draußen schneit’s – vielleicht zum letzten Mal in diesem Winter, und wir können noch immer nicht Schlittschuhe laufen …….