„Eigentlich war es nur ein durchschnittliches Jahr: Im Frühjahr hoffnungsvoll warm, dafür im Sommer wieder zu kühl, erst der Herbst war wieder schön und gut für uns Fischer“, blickt Karl Winkelgrund auf 2011 zurück. Bei höheren Wassertemperaturen sind die Karpfen aktiver und nehmen dann auch mehr Futter auf, bei kühleren Temperaturen, wie im zurückliegenden Sommer, wachsen sie dagegen nur langsam. Winkelgrund, von Hause aus Diplombiologe, sitzt vor einem Stapel Notizbücher, die er nicht so gern seinem Computer anvertraut. „Was Schwarz auf Weiß steht hat Bestand, die Computer kommen und gehen, einen Datenverlust kann ich mir nicht leisten“, so der Fischer, der ansonsten durchaus auch auf das moderne Medium setzt. So steht in einem seiner Notizbücher, dass 2011 die Wassertemperatur an den allgemein geforderten 60 Tagen nicht die für ein optimales Fischwachstum erforderlichen 20 Grad Celsius erreicht hat.
Akribisch hat er auch die Fangergebnisse aufgelistet – und damit auch die Verluste. Bei einsömmrigen Karpfen sind es 90 Prozent, bei den zweisömmrigen über 50 Prozent. Die 50 Prozent regen ihn dabei etwas mehr auf, als die Verluste bei den kleinen Karpfen, die irgendwie „normal“ sind. Was ihn nervt, sind die überdurchschnittlichen Verluste bei den größeren Karpfen, die erfahrungsgemäß eigentlich nicht über 30 Prozent liegen sollten. „Die gehen auf das Konto der Kormorane“, ist sich Winkelgrund sicher. Aber er hat auch eine erfreuliche Beobachtung gemacht: Seit ein paar Monaten halten sich wieder Seeadler an den Teichen auf, vor denen die Kormorane offensichtlich Respekt haben, denn sie suchen sofort das Weite, wenn die großen Adler mit ihren zwei Meter Flügelspannweite über den Teichen kreisen. „Denen gönne ich dann ihre Fischmahlzeit herzlich, die paar Fische verschmerze ich gern“, so der Fischer.
Zunehmend mehr müssen auch die Beutejäger im Trüben fischen, denn das aktuelle Problem des eisenhaltigen Wassers macht auch vor der Teichwirtschaft nicht halt. Aus dem Vetschauer Mühlenfließ kommt seit Jahren verstärkt das rotbraun gefärbte Wasser in die Teiche. Dort setzen sich die Schwebstoffe auf den Wasserpflanzen ab und wirken sich somit störend auf das gesamte Ökosystem aus. Besonders schlimm ist das Anwachsen der Schlammschicht durch die andauernden Ablagerungen. Irgendwann wird der Fischer diese dann mit sehr viel Aufwand und Kosten entfernen müssen.
Zusätzliche Sorgenfalten zeichnen sich in die Stirn des Fischers, wenn er in seinem Notizbuch die Preisentwicklung des Fischfutters, des Roggengetreides, sieht. „Mehr als verdoppelt hat sich der Preis in einem Jahr. Mit den gestiegenen Energiekosten und den geschilderten Verlusten ist es nicht einfach, einen marktfähigen Preis für meine Fische anzubieten“, fasst Winkelgrund zusammen. Glücklicherweise hat er mit seinen Angelteichen und dem Verkauf der dafür benötigten Berechtigungen ein weiteres Standbein geschaffen. Besonders der Weideteich mit seinen Großfischen zieht Sportangler aus ganz Deutschland an. „Hier geht es wirklich um Sport und um das Gefühl, einen Karpfen von ein Meter und mehr mit über 25 Kilogramm letztlich in den Kescher zu bekommen“, kann Winkelgrund den Ehrgeiz der Anglerelite teilen. Um dieser Klientel auch eine entsprechende Unterkunft zu bieten, stellt der Fischer Zimmer zur Übernachtung zur Verfügung – keine zehn Meter vom Angelgewässer entfernt.
Fischverkauf in der Teichwirtschaft Stradow: Donnerstag/Freitag von 10.00 Uhr – 12.00 Uhr und von 14.00 Uhr – 17.00 Uhr sowie Samstag von 9.00 – 12.00 Uhr (telefonische Vorbestellung unter 01751668722 möglich); im Angebot lebende Karpfen, Hecht, Schlei, Barsch und andere Fische, die auf Wunsch auch gleich geschlachtet werden.
Rezeptvorschlag des Fischers:
4 Fische a ca. 500 Gramm oder 4 Filets a 300 Gramm säubern, mit Salz einreiben und leicht mit Pfeffer würzen. Ein Bund Suppengrün klein würfeln, mit Salz und Pfeffer würzen und durchmischen. Ein Bund Dill klein schneiden und dem Suppengrün beimischen. Ein Kilogramm Kartoffeln schälen und in ca. ein Zentimeter große Würfel schneiden und ebenfalls dem Suppengrün beimischen. Alufolie entsprechend groß ausbreiten, einen Fisch oder ein Filet darauflegen, mit einigen Kräuterbutterscheiben belegen, mit dem Gemüse-Kräutermix füllen und einbetten, alles so einschlagen, dass keine Flüssigkeit entweichen kann. In vorgeheizten Ofen (200°C) einlegen und ca. 30 bis 40 Minuten garen. Wenn es in der Küche kräftig nach dem köstlichen Gericht duftet, ist der Fisch gar. Zum Testen kann man auch ein Päckchen öffnen und schauen ob die Karotten weich sind. Das Päckchen auf passend große Teller legen, öffnen und die Alufolie ringsherum am Tellerrand abreißen.