Das Thema Pastlingsee beschäftigt nun nicht nur Parteien sondern auch die zuständigen Behörden. Wir hatten Anfang der Woche bereits ausführlich darüber berichtet. Im Hintergrund wurde nach Lösungen gesucht und sowohl interne als auch externe Beratungen durchgeführt. Unsere Nachfragen zu den Ursachen beim Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) wurden heute beantwortet. Demnach sieht das Amt die kurzfristigen Ursachen in den Wetterextremen der letzten Wochen mit anhaltener Trockenheit und Temperaturen um die 37 Grad Celsius. “Ganz aktuell haben sicher die extremen Witterungsbedingungen der letzten Monate (trockener Winter, trockenes Frühjahr) dem See sehr geschadet. Das extrem heiße Wochenende in der Lausitz mit Spitzenwerten bis zu 37 Grad Celsius und stark angestiegenen Wassertemperaturen haben sich dann auch noch negativ auf den Sauerstoffhaushalt des Sees ausgewirkt, mit den bekannten Folgen. Der zunehmend kleiner werdende Wasserkörper macht den See anfälliger für solche Ereignisse.” sagt Thomas Frey, zuständig für Presseanfragen.
Doch bei den langfristigen Ursachen sieht das Amt, anders als der Betreiber des nahen Tagebaus Jänschwalde Vattenfall, die Ursachen im Bergbau: “Bezüglich der langfristigen Entwicklung ist zunehmend davon auszugehen, dass bergbaubedingte Ursachen eine Rolle spielen. Der aktuelle Monitoringbericht schließt auf eine Verbindung des Pastlingsees zum Grundwasser. Eine solche Verbindung hat eine Beeinträchtigung des Sees durch den bergbaubedingten Grundwasser-Absenkungstrichter zur Folge.” Laut LUGV ist man sich hierbei mit dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) einig und eine gemeinsame Strategie wurde erarbeitet. Vattenfalls Pressesprecher Thoralf Schirmer hatte vor wenigen Tagen auf Nachfrage einen bergbaulichen Zusammenhang, trotz Monitoringprogramm seit 2008, bestritten.
Die Lösung bezieht Vattenfall mit ein. Der Braunkohletagebaubetreiber hatte erste Vorstellungen über eine Zuleitung von Wasser in den See bereits 2010. Die folgenden, extrem nassen Jahre sorgten dafür, dass die Maßnahme nicht weiter verfolgt wurde, aber nach dem trockenen Winter 2015 wieder aufgegriffen wurde. “Die aktuelle Situation erfordert jetzt zügiges Handeln. Derzeit befinden sich LBGR und LUGV dazu in einer beschleunigten Abstimmung, in der es auch um die Sicherung der Wasserqualität geht” so Thomas Frey zu den anstehenden Maßnahmen. Nun soll schnellstmöglich Material für eine mehrere hundert Meter lange Rohrstrecke beschafft und mit der Einleitung begonnen werden um den Seewasserstand zu erhöhen und zu stabilisieren. Laut LUGV übernimmt Vattenfall hierfür die Kosten.
Für die Angler und Anwohner kommt die Einsicht und Lösung spät, immerhin sind mittlerweile über 1.000kg toter Fisch aus dem See geborgen worden. Frey macht aber Hoffnung auf eine dauerhafte Lösung: “Nach wie vor gelten die Anstrengungen dem Erhalt des Sees und des angrenzenden Moores, auch wenn die Ereignisse am Wochenende einen herben Rückschlag darstellen. An dem Ziel, den See zu erhalten, ändert auch eine vorübergehende Beeinträchtigung nichts.”
Das LUGV ist an der Auswertung des 2008 Vattenfall auferlegten Monitorings des Sees und an Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen beteiligt. Die sinkenden Wasserstände sind dem Landesumweltamt seit mehreren Jahren bekannt, doch laut Frey wurde das Amt erst vor cirka zweieinhalb Wochen durch ortsansässige Angler “auf die sich durch die anhaltende Trockenheit verschärfende Situation hingewiesen”. Zur Umsetzung von Maßnahmen zum Erhalt des Naturschutzgebiets ist die untere Naturschutzbehörde mit Sitz in Forst (Lausitz) zuständig. Anfragen zur Umsetzung der brandenburgischen Verordnung zum Erhalt des Pastlingsees von 2003 laufen.
Der nun sichtbare Schlamm soll vorerst nicht abgebaggert werden. Thomas Frey dazu: “Er wird jetzt sichtbar, weil der Wasserstand soweit gefallen ist. Im Moment gilt es praktikable und kurzfristig erreichbare Lösungen zu finden. Eine Ausbaggerung würde die Versickerungsleistung des Sees noch verstärken, und ein aufwendiges Genehmigungsverfahren zur Schlammentsorgung erfordern. Ein Erfolg wäre sehr zweifelhaft.”
Dennoch ist Freys Botschaft klar: “Das Naturschutzgebiet wird nicht aufgegeben.”
Die Grünen kündigten einen Vor-Ort-Termin am Pastlingsee an.
Erste ausführlicher Recherche veröffentlichten wir bereits hier.