Entgegen einiger Unkenrufe von pessimistischen Wettervorhersagern blieben wir bei unserer 7-Seen-Wanderung am letzten Sonntag im südöstlichen Teil des Naturparks Schlaubetal trocken. Wir waren immer gerade dort, wo die dunklen Wolken nicht waren – also zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Pilze, die am Wegsrand standen, konnten oder wollten wir nicht alle mitnehmen, sonst wäre unser Zeitplan ganz durcheinander gekommen. Edelreizker (die so genannten Blutreizker), Maronen, Steinpilze und Nelkenschwindlinge en mass und dem Aussehen nach nicht madig! Und dann die Tragerei – wenn man sich das vorstellt und das Gewicht des Pilzbeutels mit der Länge der Strecke multipliziert hätte, dann hätten uns die schönen Waldfrüchte schon vor dem Essen schwer im Magen gelegen…
Für die nächste Tour am Sonntag, den 5. September 2010, steht nun als Start- und Zielort der schönste und anmutigste Stadtname Deutschlands in unserem Plan – Lieberose. Nun sind wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, dafür bekannt, dass wir immer mal etwas Neues anbieten und so wollen wir entgegen unserer ursprünglichen Absicht an diesem Tag einmal per pedes in die nördlichen Ortsteile von Lieberose wandern. Dazu laden wir alle Wanderlustigen aus Nah und Fern ganz herzlich ein. Für unsere Wandergäste haben wir diese Strecke bereits am 20. April bei schönstem Frühlingswetter „unter die Lupe“ – besser wohl „vor die Linse“ genommen:
Zuerst laufen wir vom Zentrum in Lieberose an den Kirchen vorbei westwärts den Gander entlang. Noch vor dem Lindenplatz unternehmen wir einen Abstecher nach Norden, um uns das in diesem Bereich revitalisierte Lieberoser Mühlenfließ in der Nähe der früheren Badeanstalt anzusehen. Zurück von dort geht’s weiter bis zum Lindenplatz. Rechts abbiegend kommen wir am früheren Lindenhof vorbei auf der Landstraße wieder zum schon gesehenen Mühlenfließ und gleich darauf in den Ortsteil Behlow. Eigentlich müsste es ja Stadtteil heißen, aber das sagt kaum jemand. Bei unserem kleinen Dorfrundgang werden die wachenden Vierbeiner sicherlich ein kleines Konzert anstimmen. Im Uhrzeigersinn halb um den „Behlower Berg“ kommen wir an einer Örtlichkeit vorbei, die wohl nur die Einheimischen kennen – die ehemalige Freilichtbühne. Einen Blick zurück werfend staunen wir bei guter Sicht über das schöne Panorama der Lieberoser Endmoräne am südlichen Horizont. Weiter nach Norden laufend erreichen wir bald das erste Fischgewässer der Dammer Teichlandschaft. Am alten (ein Stein) und neuen Wegweiser biegen wir nach Westen ab und sehen auf die Örtlichkeit Damme Dame, ein altes Gehöft mit Fachwerkhaus. Am Feldbackofen, der an diesem Tag kalt bleibt, werden wir wohl eine Rast machen, wenn wir von einem Abstecher zu den eigentlichen Dammer Teichen zurück kommen. Von besagtem Wegweiser laufen wir anschließend weiter nach Norden. Hinter einer Niederung sehen wir links ein steinernes Denkmal mit der Inschrift „Fridericus Rex 1759“ – der so genannte Königsstein. Was es damit auf sich hat, müssen wir noch rauskriegen (Zeit des Siebenjährigen Krieges?). Vom höher gelegenen Waldrand blicken wir alsbald auf das ebenfalls kleine Dorf Goschen. Vor dem Ortseingang sieht man an der Abbruchkante eines Hanges westlich am Weg sehr schön die Ausbreitung des Wurzelwerkes von Bäumen und Büschen im Erdreich. Ein Rundgang durch das schöne, stille und saubere Dorf schließt sich an, bevor wir uns auf den Rückweg begeben. Dazu nutzen wir bis zur Niederung, jetzt südlich des Königssteins, den gleichen Weg. Hier biegen wir halblinks in den Waldweg ein und laufen konsequent in südöstlicher Richtung. Vom südöstlichen Waldrand dieses Reviers ist es nicht mehr allzu weit bis zum Ziel und man braucht die Multiplikation Gewicht mal Streckenlänge nicht mehr machen, wenn man leckere Pilze am Wegesrand stehen sieht…
Hangabwärts laufen wir vom Waldrand auf einem Wiesenweg bis in die Niederung zu einer Stauschleuse, um von hier in das durch den Kirchturm sichtbare Stadtzentrum zurück zu wandern. Dabei kommen wir nochmals am Mühlenfließ vorbei. Beim Hospittel (früheres Hospital) erreichen wir die Mühlenstraße und sind dann auch schon gleich auf dem Marktplatz. Etwa 13 Kilometer wird diese Tour lang sein.
Zum Schluss der Information noch „etwas Interessantes“ über Lieberose:
„Lieberosa, Lieberose, eine adliche oder Vasallenstadt im Herzogth. Sachsen, in dem Lübbener Kreise der Niederlausitz, in der Herrschaft (oder Standesherrschaft) Lieberosa, zwischen Lübben und Guben, 3 Meilen westlich von letzterer Stadt entfernt, etwas ndrdl. von den Lieberoser Bergen gelegen. Die Straßen von Lübben nach Guben, und von Cottbus nach Friedland durchschneiden diese Stadt und tragen viel zu deren Nahrung bei. Fast rings um die Stadt, sind in näherer und weiterer Entfernung, Seen und Teich, die eine gute Fischerei veranlassen.
Der Ort besteht aus 170 Häusern und hat an 1000 Einwohner, mit Ausschluß der hier liegenden Kavalleriegarnision. Ein großes, in’s Viereck gebaute Schloß, zu welchem Weinberge gehören, dient zum Sitze der Herrschaft. Die Stadt hat zwei Kirchen und eine Schule, die unter dem Consistorio zu Lübben stehen. Die Prediger- und Schullehrerstellen in der Stadt und Herrschaft stehen unter der Kollatur des Besitzers der letztern (jetzt Friedrich Ferdinand Bernhard Achatz von der Schulenburg). Bei der hiesigen deutschen Kirche sind ein Pastor Primarius, der auch Schul-Inspector ist, und der Pastor an der wendischen Kirche als Diakon, ein Collaborator. Cantor, Küster und Organist; an der Schule lehren, außer dem Rector, ein Cantor und ein Mädchenlehrer. In die wendische Kirche, deren Pastor zugleich Diakon der Deutschen ist, sind die Dörfer: Lamsfeld, Großliebitz, Kleinliebitz, Dobribusch, Belo, Goschzen, Blasdorf, Stacko, Jamlitz, Münchhofen und Mochlitz eingepfarrt.
Die Einwohner nähren sich vornehmlich vom Bierbrauen, wozu 53 Häuser berechtigt sind, und von der Brantweinbrennerei, auch von der starken Passage und den 6 Jahrmärkten. Mehr als Nebengewerbe nur treiben sie den Ackerbau, jedoch mit wenig Nachdruck, mehr aber den Garten- und etwas Weinbau. Die Handwerke und der Verkehr werden auch lebhaft betrieben. Es sind 110 Meister hier, z.B. 25 Schumacher,18 Schneider, 9 Bäcker, 8 Fleischer, 6 Leinweber, 5 Tischler, 4 Stellmacher, 3 Böttcher, 3 Schlosser, 3 Kürschner, 2 Glaser, 2 Seiler, 2 Färber, 2 Seifensieder, 2 Nagelschmiede, 1 Tuchmacher, 1 Hutmacher u.s.w. –
Die Jahrmärkte fallen: 1) Montag nach Junocavit; 2) nach Palmarum; 3) nach Cantate; 4) nach Johanni; 5) nach Michaeli und 6) nach dem 3. Advent. Es ist allemal Viehmarkt dabei. Auch eine Postverwalterei befindet sich hier.“
Bei Recherchen gefunden in:
Vollständiges Staats=Post= und Zeitungs=Lexikon von Sachsen, enthaltend eine richtige und ausführliche geographische, topographische und historische Darstellung aller Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Höfe, Gebirge, Wälder, Seen, Flüsse etc. gesamter Königl. und Fürstl. Sächsischer Lande, mit Einschluß der Fürstenthümer Schwarzenburg und Erfurt, so wie der Reußischen und Schönburgischen Besitzungen; verfaßt von August Schumann.
Fünfter Band Stadt Königstein bis Lohmen. Mit Abbildung des Observatoriums i. Leipzig.
Zwickau, im Verlage der Gebrüder Schumann, 1818. (Ladenpreis 2 Thlr. 28 Gr.)
Siehe – www.books.google.de
Weitere Informationen zum Treffpunkt und der Zeit des Beginns bei der Anmel-dung bis spätestens zum Vorabend unter der Rufnummer 03542 – 3792. Mindestens 6 Teilnehmer.
Bitte auch an Rucksackverpflegung und Getränke für eine Wanderrast im Freien denken. Keine Teilnahmegebühr – um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Auf Wunsch – Urkunde für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern.
Foto zum Text: Teil des Behlower Berges von Süden
Weitere Fotos vom Wandergebiet hier in der Bildleiste und bei niederlausitz-aktuell.de “Bilder der Region” – Dahme-Spreewald : Lieberose, Lieberose : Behlow und Lieberose : Goschen (alle Aufnahmen vom 20.4.2010).
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Markt und Rathaus in Lieberose
Revitalisiertes Lieberoser Mühlenfließ bei Behlow
Wegweiser neuerer “Bauart” in der Nähe der Dammer Teiche